29. Großenhainer Theatertage - 11. April 2024

von Theatermaus SINE

Zum Beispiel Stella M.

Frau Schlegel vom Gymnasium kennt Maus schon seit den Theatertagen 2023. Ich durfte sogar das Weihnachtsprogramm 2023 der GymnasialschülerInnen unter ihrer Regie in der Kirche Großenhain anschauen. Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich ihr einen Kulturmausorden schenken!

Vor allem nach der gelungenen Aufführung der Stückes „Zum Beispiel Stella M.“ am elften April im Alberttreff mit dem neuen Kurs des künstlerischen Profils des Gymnasiums. Sowohl bei den Proben, als auch der Aufführung waren der Kurs und Frau Schlegel im Alberttreff zu Gast und beide Seiten freuten sich über die Zusammenarbeit, hat der Uwe gesagt.

Um es vorwegzunehmen, Maus war sehr berührt von dem Theaterstück. Die Geschichte wurde von Stellas Freundin erzählt. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich noch „Freundin“ nennen durfte, nach allem, was passiert war:

Es gab wenige Kulissen und sparsame Kostüme. Alle Darsteller waren schwarz gekleidet, das machte sie so gleich, wie alle Mäuse scheinbar grau erscheinen. Dazu trugen sie am Anfang noch Masken und erzeugten ein großes Stimmengewirr. Es wurde gesagt, diese Stella gab es gar nicht, aber es könnte so oder ähnlich ÜBERALL gewesen sein. Da hat wohl jeder Zuschauende gleich in sich hinein gelauscht, ob er oder sie gemeint sein könnte.

Stella und wichtige Abschnitte und Mitmenschen ihres Lebens und wurden großartig dargestellt. Maus hatte fast vergessen, dass es ein Theaterstück war. Auch ihre Familie, die Mitschüler und Mitschülerinnen und LehrerInnen und der Sporttrainer waren sehr typisch. Die Nachbarinnen regten uns Zuschauende zum Schmunzeln an. Sie hatten alle etwas in ihrem Verhalten, zum Teil Geräusche und Accessoires, wodurch man sie gut einordnen konnte. Dazu kamen die klare, gut verständliche Aussprache der Darsteller und die konsequente Hinwendung zum Publikum. Licht und Musik nahmen sich nicht zu wichtig und passten wunderbar.

Die Zuschauenden schienen alle Personen und Situationen so oder ähnlich zu kennen und schon einmal gesehen, gehört oder durchlebt zu haben. Das Foppen der unsicheren 14jährigen Stella durch den Bruder und erst das Wegsehen, dann das wachsende Unverständnis durch die Eltern, Mobbing durch Mitschüler, Bemerkungen der Lehrkräfte, Diskussionen der Freundinnen , Tratsch der Nachbarinnen . Es blieb nicht ohne Folgen, führte Stella zu einem folgenschweren Entschluss. Sie veränderte sich, bekam endlich die ersehnte Anerkennung durch extremen Fleiß im Sport und beim Lernen, aber auch das verhängnisvolle Kalorienzählen. Ihre Kontrolle mündete zuletzt in wachsende Lügen und Selbstbetrug, keiner kam mehr an Stella heran, es musste in eine Katastrophe führen.

Maus und bestimmt auch alle Anwesenden grübelten ob der offensichtlichen Hilflosigkeit aller Beteiligten, wo der Punkt gewesen wäre, Stellas scheinbar grenzenlosen Hunger nach Erfolg, Kontrolle und  Gewichtsreduzierung aufzuhalten, vielmehr aufzufangen, zumal sie die Wahrheit und Gefahr ihres Tuns schon lange nicht mehr akzeptierte. Endlich, triumphierte sie, hatte ihr NIEMAND mehr etwas zu sagen!

Nebenbei, nicht nur Maus hätte eine Stecknadel fallen hören, so gespannt und aufmerksam war das Publikum! Wie endete denn nun die Geschichte? Nun, Stella kam in eine Klinik.
Es ist nur ein kleiner Trost, angesichts der Tatsache, dass in Wirklichkeit eines von 10 Mädchen und zunehmend auch Jungen die Magersucht nicht überleben, die anderen ihr Leben lang damit in irgendeiner Weise kämpfen. Damit legte das Stück keinen Wert auf ein Happyend und zeigte mutig Probleme, ohne eine einfache Lösung anzubieten, dafür aber ganz viele Ansätze zum Nachdenken.

Ach ja, die Theatergruppe und ihre Leiterin wurden belohnt durch einen langen, langen Beifall. Reden konnte Maus da gerade nicht, da steckte etwas fest zwischen Hals und Herz.

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