Geschichte

Theater spielen mit und für Kinder und Jugendliche hat in Großenhain eine nun schon über 45-jährige Tradition.

Das Großenhainer Kindertheater begann 1961 als zentrale Laienspielgruppe an der damaligen Clara-Zetkin-Oberschule (heute Mittelschule "Am Kupferberg").

 

© Pioniertheater

Über 55 Jahre Theatergeschichte

© Pioniertheater

Als 1961 eine Gruppe von fünf Schülern mit dem Theaterspielen begann. konnte niemand ahnen, dass ihnen drei Jahre später der Titel "Pioniertheater" zuerkannt wird.

1967 wurde das Schaffen der jungen Künstler mit der Namensverleihung "Natalia Saz" gewürdigt.

Anfangs spielten die Kinder fast nur vor Klassenkameraden in 4 bis 5 Aufführungen. Daraus wurden schnell 20 bis 30 Vorstellungen mit jedem Stück.

Im Mittelpunkt stand, die Kinder und Jugenlichen zu eigener künstlerisch-schöpferischer Betätigung anzuregen, sowie die Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitgestaltung zu geben.

In den Darstellergruppen, in den Zirkeln für Bühnentechnik, Ton, Beleuchtung und Maskenbildner, konnten die Mädchen und Jungen an einer ihren Fähigkeiten entsprechenden Tätigkeit teilnehmen.

Die Dekorationen und Requisiten fertigten die Spieler selbst an, die Kostüme schneiderten die Eltern. Später standen viele fleißige Helfer zur Seite.

© Dirk Junghanns

In den vergangenen 55 Jahren spielten und spielen über 400 Kinder und Jugendliche im Großenhainer Theater. Durch Lust und Liebe zur Sache werden die Mitglieder des Kindertheaters auch das Theaterpublikum von morgen mit ihren Inszenierungen erfreuen.

Von Inszenierung zu Inszenierung wuchs nicht nur die Mitgliederzahl, sondern auch die Anforderungen an Stückauswahl, Vorbereitung und Durchführung der Inszenierungen und die Erhöhung der künstlerischen Qualität.

Die Inhalte der Stücke sind sehr vielfältig. Unser Repertoire reicht von Märchen, über Musikstücke, Jugendstücke, Gegenwartsstücke. Die Erwachsenengruppe bringt jedes Jahreeinen komödiantischen Einaktern zur Aufführung.

Mit der Wende sank die Anzahl der Veranstaltungen zunächst sehr stark und es musste nach neuen Wegen für die Theatergruppen gesucht werden. In den letzten 30 Jahren hat sich das Theater von einer Freizeitgestaltung für Kinder zu einer generationenübergreifenden Institution entwickelt.

Zur Unterstützung der Theaterarbeit auf und hinter der Bühne gründete sich im Juni 1992 der "Förderverein Spielbühne Großenhain e.V." Dazu zählt unter anderem die Finanzierung und Hilfe bei der Fertigung von Kulissen, Requisiten und Kostüme durch die Mitglieder und die personelle Unterstützung von Theaterveranstaltungen, wie zum Beispiel die jährlich stattfindenden Theatertage.

Hilfe und Unterstützung geben die Mitarbeiter des SkZ Alberttreffs, die Mitglieder der Erwachsenengruppe der Spielbühne und die Eltern. Viele Dinge hält auch der umfangreiche Fundus bereit.

 

Um einen Überblick fast 60 Jahre Kindertheater in Großenhain zu geben, wurde die Chronik erarbeitet und liegt im SkZ Albertreff für jeden Interessenten bereit. Hier die ein Ausschnitt aus der Chronik der über 50 Jahre Kindertheater in Großenhain.

 

Natalia Saz

Kurzbiografie

1903 wurde Natalia Saz, Tochter des Komponisten Ilja Saz geboren. Sie beendete 1917 ihre musikalische Ausbildung am Skrjabin-Institut in Moskau.

Im erstaunlichen Alter von 15 Jahren -1918- hatte Natalia Saz das erste Kindertheater in Moskau gegründet und lange Zeit geleitet. Ihr ganzes Leben stand im Dienste der Kunst für die Kinder.

Der Musik mißt sie dabei eine ganz besondere Rolle innerhalb der Kunst und vor allem innerhalb des Theaters zu.

Im Jahre 1931 besuchte sie Berlin und inszenierte das Stück von Verdi "Falstaff" an der Krolloper.

Hier besuchte sie auch die Sprachkurse französisch und deutsch.

Außerdem beherrschte sie noch italienisch und spanisch.

1934 auf dem Internationalen Festival in Moskau begrüßte sie so in vier Sprachen die ausländischen Gäste.

Von 1944-1950 war Natalia Saz Chef-Regisseurin des Kindertheaters in Alma-Ata.

Seit 1964 war sie Leiterin des auf ihre Initiative gegründeten Kinder-Musiktheaters. Das Theater bietet 1500 Besuchern Platz und wird von 40 Sängern und Tänzern, sowie 30 Musikern bespielt. Sie arbeitete mit zahlreichen Autoren und Komponisten zusammen.

 

Ihre Tätigkeit und Auszeichnungen

Natalia Saz schrieb selbst Stücke, die sie auch inszenierte. Außerdem schrieb sie Bücher über Kindertheater und Memoiren.

Neben ihrer Tätigkeit als Regisseurin, Theaterleiterin und Bühnenautorin war sie Leiterin am Staatlichen Theater-Institut A. W. Lunatscharski in Moskau.

(Älteste Theaterhochschule der UdSSR - seit 1818)

Neben vielen staatlichen Auszeichnungen, so dem Titel "Volksschauspielerin der RSFSR" und dem Staatspreis der UdSSR, ist der Ehrenname "Mutter des Kindertheaters der Welt" der schönste Lohn für die Verbreitung und Entwicklung der Kunst unter der heranwachsenden Generation.

Im Jahre 1965 lernten die Mitglieder des Pioniertheaters, anläßlich des ersten Kinder- und Jugendfestivals in Berlin, Natalia Saz kennen. Schnell war der Entschluß gefaßt, mit Natalia Saz Verbindung aufzunehmen. Seit Januar 1967 stand das Pioniertheater dann in brieflicher Verbindung mit dem Staatlichen Moskauer Musiktheater für Kinder

Am 08. November 1967 war es dann soweit. In Anwesenheit zahlreicher Gäste wurde dem Kollektiv des Pioniertheater der Name "Natalia Saz" verliehen.

 

Namensgeberin des Großenhainer Theaters

Die Namensgeberin besuchte das Großenhainer Theater erstmals am 11. und 12. Januar 1968. Noch im gleichen Jahr, am 09. und 10. Oktober, kam Natalia Saz zum zweiten Mal zu ihren Patenkindern. Gemeinsam mit Künstlern des Moskauer Musiktheaters gab sie ein Konzert in Großenhain.

Ihr zu Ehren gab es eine Sondervorstellung "Häschen Schnurks" im Kreiskulturhaus "Maxim Gorki" Großenhain.

Es war ein Festtag für alle Anwesenden und Freundschaften entstanden.

Natalia Saz brachte für alle 40 Mitglieder des Pioniertheaters kleine Geschenke mit.

Am 13. April 1969 gab Natalia Saz Konzerte, wie "Peter und der Wolf" und "Der blaue Vogel" an der Komischen Oper in Berlin. Zu Gast waren auch Herr Petrat und 10 Schüler des Pioniertheaters.

Von Oktober 1970 - September 1973 unternahm sie Reisen nach Venedig, zu einer internationalen Konferenz in Kanada und den USA. Sie gab Vorlesungen an der Wiener Universität und Gastspiele mit ihrem Theater in Jugoslawien und Bulgarien.

1972 ging ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Auf Einladung der Namensgeberin weilten 7 Mädchen und Jungen des Großenhainer Theaters vom 20. - 26. Februar in Moskau und Leningrad. Hier besuchte die Delegation eine Aufführung der Märchenoper "Die drei Dicken" am Zentralen Kindermusiktheater in Moskau.

 

Aufführungen

Im Dezember 1973 sahen dann 25 Mitglieder des Pioniertheaters in Berlin die Aufführung "Die drei Dicken" von Natalia Saz.

Eine weitere Begegnung mit Tante Natascha gab es in Berlin und am 11. Dezember 1976 im Leipziger Kindertheater.

Zwischen den persönlichen Begegnungen gingen Briefe nach Moskau.

Ein Kolloquium am Theater der Altmark in Stendal war 1977 Höhepunkt eines mehrtägigen Besuches von Prof. Natalia Saz.

Zum 29. Jahrestag der DDR erfüllte die Namensgeberin 1978 einen Wunsch der Großenhainer Theatermitglieder. Sie schickte einen echten russischen Samowar.

Zur Einweihung des neuen Gebäudes des Kindermusiktheaters weilten der Leiter des Pioniertheaters, sowie Winnie Donat und Sylke Petrat vom 10.-14. Dezember 1979 in Moskau.

 

©Pioniertheater

In Gedenken an Karl-Heinz Petrat

Gründer des Großenhainer Kindertheaters

1961 wurde die Idee einer zentralen Laienspielgruppe an der Clara-Zetkin-Oberschule geboren. Herr Petrat war Deutschlehrer an dieser Schule. Mit fünf seiner Schüler teilte er die Freude am Theaterspiel.

Anfangs standen nur kurze Stücke auf dem Programm.

Im Mittelpunkt stand, bei den Kinder Interessen und Fähigkeiten für das Theaterspiel zu entwickeln.

Die Schüler fanden in den Darstellergruppen, in den Zirkeln für Bühnentechnik, Ton und Beleuchtung sowie Maskenbildner die Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung.

 

Die Grundvoraussetzungen

Doch bevor es soweit war, mußte erst ein Aufnahmegespräch absolviert werden. Einige Voraussetzungen mußten schon mitgebracht werden.

Für die Darstellergruppe war ein Gedicht zu rezitieren und eine kleine Szene vorzutragen. Für die Mitarbeit in den Zirkeln waren handwerkliche Fähigkeiten gefragt.

Aber Herr Petrat legte nicht nur Wert auf Interessen und Fähigkeiten.

Eine weitere Voraussetzung waren die schulischen Leistungen. In regelmäßigen Abständen wurden Notenspiegel gefordert. Herr Petrat kam auch zum hospitieren in den Unterricht.
Anfangs erhielt Herr Petrat Unterstützung durch andere Lehrern und Eltern.

Später wurde die Arbeit durch Patenschaften weiter gefördert.

Bei der Probe gab es vor jeder Szene eine letzte Einweisung durch den Leiter des Theaters. Jeder konnte seine Meinung sagen - das Beste wurde übernommen.

In vielen Stücken führte Herr Petrat selbst Regie, oder war Regieassistent. Er schlüpfte auch in die eine oder andere Rolle.
Herr Petrat leitete das Pioniertheater bis Anfang 1980.

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