29.Großenhainer Theatertage - 27. April 2024

von Theatermaus SINE

Till Eulenspiegel

Am Vormittag waren alle Theaterfreunde in Workshops unterwegs. Maus hörte sowohl von entspannenden, wie neuen Übungen und Erkenntnissen, die je nach Interesse aufgegriffen wurden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen startete der Spielmarathon des Theatertreffens.


Er begann mit der TILL EULENSPIEGEL Interpretation des Theatervereins Spielfreunde e.V. aus Stollberg:  
Elias begab sich auf die Reise zu Oma und Opa und als Liebhaber selbst ausgedachter Scherze sorgte er für einige Turbulenzen. Seine Oma ergriff die Chance, Elias ihr Buch über Till Eulenspiegel zu empfehlen, dieser nahm sich das Buch vor und tauchte sehr schnell in die Geschichten ein. Hier wurden im Stück Marktszenen in historischem Kontext, wie die Unterdrückung der Menschen durch die Obrigkeit beim Steuereintreiben glaubhaft dargestellt. Ein Junge mit dem Namen Till beobachtete alles und sorgte durch Tricks dafür, dass hungrige Kinder etwas zu essen bekamen. Das wurde den Menschen bekannt und Till erhielt den besonderen Namen Till Eulenspiegel. Der König hörte vom Treiben des furchtlosen Schelms und, da er um seine Einnahmen fürchtete, wollte er ihn sofort verhaften lassen. Inzwischen verteilte Till das Geld des Priesters an die Armen und ließ sich nicht einschüchtern. Beim Spiel in verschiedenen Szenen gelang es den Schauspielenden, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Dadurch konnte die Geschichte detailreich erzählt werden. Die Schlosswachen „Mach“ und „Nix“ sorgten für Erheiterung. Die Menschen der Stadt Grüningen und auch die kluge Prinzessin, die bereits echte Regierungsverantwortung spürte, waren mit den königlichen Maßnahmen nicht einverstanden und fanden mit Klugheit und Till Eulenspiegels Hilfe zu einer annehmbaren Steuergerechtigkeit. Ein inhaltsreiches, märchenhaftes Geschehen wurde in die Gegenwart geholt und Elias erfuhr, dass er nicht nur mit seinen Scherzen, sondern auch in Büchern Abenteuer finden kann.
Nach der Vorstellung erfuhr Maus, dass die „Prinzessin“ auch die Inszenierung geleitet hat und außerdem für eine Darstellerin einspringen musste. Maxi, so heißt sie, ist 17 Jahre alt und hat ihre Arbeit großartig gelöst, wie auch alle ihre Mitspielenden. Donnernder Beifall war die steuerfreie Entlohnung.

Eleisa Eilenberg und die Sorbengrippe

Das Eilenburger Kindertheater hatte ELEISA EILENBERG UND DIE SORBENGRIPPE mitgebracht und stellte das Stück als Premiere vor. Maus setzte sich sofort ganz gerade hin!
Eleisa Eilenberg war eine flotte grüne Hexe, voller Ideen und Enthusiasmus. Sie führte durch das Geschehen, bei dem einem weinenden Kind und dessen Mutter, die die Sorbengrippe ereilt hatte, geholfen werden sollte. Schön, dass sich gleich eine Menge Ratgeber fanden. Da war die sympathische, etwas orientierungslose Möhre Karo, die froh war, dem „Möhrengequatsche“ auf dem Feld entkommen zu sein. Der Schatzsucher Malte erschien und der Sportinator Eichhörnchen gab uns Proben seines Könnens. Der Geist aus dem Sorbenturm, geboren 961, mit seinen bezaubernden zwei Helferinnen fand sprechende Möhren unnormal, und der hatte bestimmt schon viel gesehen! Dann gab sich noch ein Heinzelmännchen die Ehre und es stellte sich heraus, dass alle gemeinsam durch Nachdenken und kluge Zusammenarbeit die Heilung durch Kräuter organisieren konnten. Außerdem haben alle Darstellenden eine zauberhafte Inszenierung geboten. „Alte“ Darsteller (Möhre stellte im vorigen Jahr einen Pilz dar- lies nach!) und Neueinsteiger(ab 7 Jahre)  spielten gemeinsam ein temperamentvolles, fröhliches Stück, das laut Mauswiki ganz viel Bezug zur echten Stadt Eilenburg und deren Geschichte hatte. Hervorzuheben waren die sehr verständliche Sprache und die Hinwendung zum Publikum, so dass alles – einschließlich der superschönen Kostüme und Masken- sehr gut ankam! Danke an euch alle vom Laientheater Eilenburg e.V. und bis zum nächsten Mal!

Verzweifelndes Gedankenchaos

Das Jugendensemble „Bühnenrocker“ des Laientheaters Eilenburg e. V. hatte ebenfalls eine Premiere mitgebracht und Maus war wieder doppelt aufmerksam. Da ging das VERZWEIFELNDE GEDANKEN-CHAOS auch schon los, aber nicht auf der Bühne. Mitten im Publikum klingelten die Handys und es wurde aufgeregt telefoniert. Ob Maus die einzige Zuschauerin war, die sich erst einmal umdrehen musste bei so viel Unverfrorenheit? Es wurde schnell klar, dass die 3 männlichen Hauptdarsteller das Stück auf diese Weise eröffnet hatten, in dem es genau so rasant weiter ging. Ein Banküberfall wurde geplant, umgesetzt und beendet, alle möglichen Zweifel waren über Bord geworfen worden.
Gründlich nachgedacht wurde erst im Anschluss an das Geschehen, nachdem die Freundin eines der beteiligten Jungen nachdrücklich und lautstark ihren Protest sowie Bedenken über die Gefahren und auch anstehende Konsequenzen kundgetan hatte. Vorher waren  Zweifel weggeschoben worden, machten Platz  für Abenteuerlust, scheinbare Ausweglosigkeit, schnelle und wütende Lösungen und unbedachten Mut. Nun war es zu spät und alle vier Beteiligten, die inzwischen allein zu Hause waren, bekamen je einen zweiten Darsteller an ihre Seite, beige gekleidet, mit einem kleinen gemeinsamen Detail. Das waren die inneren Stimmen, das Gewissen, der Zweifel. Und in ehrlicher Auseinandersetzung mit diesem fand jeder der jugendlichen Neu-Straftäter zu sich selbst und den eigentlichen Ursachen für sein Handeln. Begonnen mit der Zerrissenheit aufgrund der überfordernden Familiensituation, Glücksträumen bis hin zu echten Geldsorgen und der Erkenntnis, sich nun sehr allein zu fühlen. Alle wollten endlich REDEN! Konnten Sie es?
Und wieder wurden erst einmal der Schein und die Coolness nach außen gekehrt, bis nach und nach ehrliche Gefühle und Ängste sowie Sehnsucht nach Freundschaft, Liebe, Ehrlichkeit und Mut an die Oberfläche dringen durften. Damit wurde der mögliche Weg zur Übernahme von Verantwortung sichtbar. Hier lag im Scheitern die Chance. Maus behauptet, dass jedem Zuschauer das Anliegen dieser mutigen, engagierten Inszenierung klar geworden ist und drückt gemeinsam mit den Großenhainern die Daumen und Pfötchen für die Teilnahme am 14. Jugendkunstpreis Sachsen in Leipzig unter dem Motto „Alles auf einmal“, viele Aufführungen und weitere so tolle Projekte.

Zimmer 13

Liebe Darsteller des Stückes Zimmer 13, ganz gegen meine Gewohnheit, die Theaterstücke ein wenig mäusig, liebevoll, flapsig zu kommentieren, möchte ich euch diesmal einen persönlichen Brief schreiben. Ich danke euch, dass ihr dieses Stück inszeniert habt. Das Großenhainer Publikum war sicher nicht das erste, dem der Applaus für euer Spiel leicht, aber weitere Äußerungen schwer fielen. Ja selbst, wenn ich meine Gefühle schnell sortiert hätte, wären mir Worte im Hals stecken geblieben. Das HospizZIMMER 13 war schlicht und wurde relativ ruhig und in einem gewissen Takt, gezeigt durch das regelmäßige Ändern des Datums, bespielt. Auch das Geschehen war dem in einem gewöhnlichen Krankenzimmer nicht unähnlich, wie zum Beispiel regelmäßiges Blutdruck und Fieber messen. Allmählich aber tropften Wehmut und Traurigkeit, Entsetzen und Hilflosigkeit herein, eingebracht durch die jungen Kranken des Zimmers und ihre Schicksale. Wir sahen den leidenden John, der seinem Schicksal ergeben entgegen sah und gleich darauf die lebensfrohe etwas naive Chris, die lange nicht ahnte, dass sie unheilbar krank war. Dazu wurde sie von den ihr am nächsten stehenden Menschen allein gelassen und bewusst belogen. Sie konnte zwar auf die Freundschaft ihrer Mitpatienten zählen, wurde aber von der fröhlichen Tochter aus gutem Hause zur tragischen Figur. Alle HauptdarstellerInnen überzeugten durch eindringliches Spiel.
Ihr habt in dem Stück große menschliche Fragen wie Mut zur Wahrheit, Stärke, Verantwortung, Eingestehen von Irrtum, Verzeihen und Freundschaft angesprochen, ohne vordergründig laut oder dramatisch zu agieren. Menschen machen Fehler und man darf die auch benennen, vielleicht nicht erst angesichts des Todes. Und man darf sich korrigieren und seinem Wunsch folgen, wie die leukämiekranke Patientin, die sich und ihre Krankheit ihrer Familie zumutet. Neben vielen traurigen Gefühlen fand sich bei mir am Ende völlig unerwartet die Zuversicht ein und auch dafür möchte ich allen Beteiligten der Inszenierung danken, die verantwortlich sind für deren erfolgreiches, eindringliches Gelingen. Sie tritt wohl gegen das Gewohnte des Theatre Libre e. V. an und genau damit wünsche ich wünsche ihr viele Aufführungen. Eure Theatermaus SINE

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